Daniel Speck

Daniel Specks Leben spielt sich zwischen zwei Extremen ab: Der Lust zu reisen und dem Bedürfnis, an ein und demselben Ort zu bleiben. Man sagt ihm nach, dass er als Kind stundenlang auf einem blauen Teppich saß, über den er Modellschiffe schob. Schon der Umzug von München-Untermenzing nach München-Obermenzing stellte für ihn eine unzumutbare Umstellung dar. Doch nach dem Abitur konnte er es kaum erwarten, zu verreisen und suchte sich ausgerechnet den Nahen Osten aus, wo er – von kuriosen Zufällen gelenkt – als Orangenpflücker, Kindergärtner und Englischlehrer sein Brot verdiente.
Als die deutsche Mauer fiel, zog es ihn zurück in die Heimat, und er schrieb sich an der Münchner Uni ein. Die Germanistik wurde ihm aber bald zu langweilig, weshalb er seine Sachen packte und den Nachtzug nach Rom nahm, um dort weiter zu studieren: „Storia del cinema“ bedeutete, pro Tag drei Filme anzuschauen und darüber zu schreiben. Aber vermutlich hat er vor allem das römische Leben studiert. Dann bewarb er sich auf der Pariser Filmhochschule, aber die Pariser Filmhochschule fand das keine so gute Idee. Dafür nahm ihn die Drehbuchwerkstatt an der Münchner Filmhochschule auf, weshalb er wieder zurück in seine Geburtsstadt kam… und seitdem dort geblieben ist. Beim Bewerbungsgespräch verriet er niemandem, dass er eigentlich immer Romane schreiben wollte.

Als erstes Drehbuch schrieb er einen Reisefilm… der nie gedreht wurde, weil ein Auslandsdreh zu teuer war. Günstiger waren Filme in Deutschland, bei denen Schauspieler mitspielten, die so aussahen, als kämen sie von woanders her. So geschah es dann irgendwann, dass Daniel Specks erste Culture-Clash-Komödie in Berlin verfilmt wurde… und zu seiner eigenen Überraschung mit dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Auf einmal wurde das Nischengenre zum Mainstream. Seitdem bekam der Autor alle möglichen Stoffe angeboten, die von clashenden Kulturen handeln (Chinesin clasht Deutschen, Ostdeutscher clasht Westdeutsche…), auch wenn er von diesen Kulturen keine Ahnung hatte.

Foto: Kevin Faingnaert

Sein eigenes Leben gestaltete sich wieder ausgesprochen sesshaft. Immerhin hatte er den Aufstieg von der Münchner Peripherie ins Zentrum geschafft. Dort hat er seinen blauen Teppich gegen einen großen Schreibtisch eingetauscht, an dem er täglich über Menschen schreibt, die auf Reisen gehen. Seit sein Erstlingsroman „Bella Germania“ zum erfolgreichsten Debüt des Jahres 2016 wurde und 85 Wochen lang auf der Spiegel-Bestsellerliste stand, gibt er inzwischen auch zu, dass er lieber Romane schreibt.